Eröffnung mit Pauken und Trompeten, Flöte und Philosophie
Am vergangenen Freitag wurde in St. Paul der 45. Kultursommer eröffnet. Dass diese Eröffnung fast zu einem dreitägigen Kulturfest wurde, mag vielleicht auch an der mittlerweile beeindruckenden Zahl von Jahren liegen, die dieses größte Festival Unterkärntens nun bereits besteht. In den letzten acht Jahren unter der Leitung von Prof. Siegi Hoffmann und seinem Team sowohl künstlerisch als auch programmatisch und organisatorisch optimal aufgestellt, kann die Qualität des Programms jeden Vergleich bestehen.
Am Beginn stand die feierliche Eröffnung in der Stiftskirche. Sowohl von den politischen VertreterInnen aus Land, Bezirk und Gemeinde als auch vom Stift selbst wurde in Grußbotschaften die Bedeutung und Unverzichtbarkeit dieses kulturellen „Nahversorgers“ gewürdigt. Die Einbeziehung von Nachbargemeinden (heuer St. Georgen, Lavamünd und St. Andrä) ist auch dem St. Pauler Bürgermeister Stefan Salzmann ein Anliegen, der die Idee eines gemeinsamen Kulturraums Unterkärnten besonders unterstützt. Die festliche Musik kam – wie immer beeindruckend – vom Brass-Ensemble der Alt-Lavanttaler Trachtenkapelle St. Paul unter Kapellmeister Adolf Streit.
Darauf folgte die mit Spannung erwartete Soirée im Sommerrefektorium mit dem Eröffnungsvortrag von Univ. Prof. Mag. Dr. Konrad Paul Liessmann und musikalischen Beiträgen von Dorothee und Valerie Breidler. Konzentriert folgte das Publikum im prall gefüllten Raum den Gedanken des Phlilosophen zum Thema „Schönes Denken. Über das Verhältnis von Kunst und Bildung.“ Liessman stellte darin den Zusammenhang aller Bereiche menschlicher Existenz („alles hängt mit allem zusammen“), die Unverzichtbarkeit der klassischen Bildung gegenüber oberflächlicher Information und die Wichtigkeit selbständigen Denkens auf der Basis von Bildung in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Wenn Kunst und Kultur im schulischen Fächerkanon hinter digitalen Kompetenzen nur mehr rudimentär vorkämen, würden jungen Menschen wesentliche Erfahrungen vorenthalten und die Bildungspolitik begehe einen „Verrat an den Kindern“! Nur wo Kunst und Wissenschaft sich frei entfalten könnten, könne sich auch der Mensch entfalten, so Liessmann. Dass damit die philosophische Zusammenschau den richtigen Nerv getroffen hatte, zeigte die begeisterte Reaktion des Publikums. Ebenso begeistert aber wurden auch die musikalischen Beiträge der beiden Lavanttaler Nachwuchs-Künstlerinnen Dorothée Breidler (Klavier und Komposition) und Valerie Breidler (Blockflöte) aufgenommen.
Robert Gritsch