Als Glücksfall nicht nur für St. Paul, sondern für die ganze Region Unterkärnten erweisen sich immer wieder die Sommerkurse des American Institute of Musical Studies (AIMS) in Graz, die alljährlich im Juli und August veranstaltet werden und in vielen Konzerten in Graz und Umgebung ihr umfangreiches Repertoire hören lassen. Würde man diese Auftritte in St. Paul nach Aufwand und Klangvolumen beurteilen, so wäre dem AIMS-Orchester der erste Platz sicher! Aber es geht um etwas anderes: Wo und wann könnte man zwischen Klagenfurt und Graz jemals Teile aus romantischen Opern oder eine Symphonie Anton Bruckners in Originalbesetzung hören und sehen, wenn nicht beim St. Pauler Kultursommer? Dieses Mal hat sich AIMS den in Graz geborenen Dirigenten Patrick Hahn als Gastdirigenten ausgewählt, um die europäische und österreichische Klang- und Interpretationskunst zu studieren. Patrick Hahn steht mitten im Beginn einer steilen internationalen Karriere. Er weiß den riesigen Klangkörper ohne große Theatralik, aber mit präziser und spannender Gestik zur Höchstleistung zu führen.

Schon mit Carl Maria von Webers Freischütz-Ouverture wurde der Klangraum der Stiftskirche ausgelotet. Sehr interessant waren darauf die gesanglichen Interpretationen von zwei Arien und einem Schubert-Lied mit SolistInnen auf unterschiedlichem Niveau, die aber großteils höchst professionell agierten. Den orchestralen Höhepunkt bildete schließlich die 7. Symphonie des „Klangarchitekten“ Anton Bruckner, die mit ihren Quintmotiven und ihrer rhythmischen Stringenz in archetypische Dimensionen eintaucht. Kein Zuhörer kann sich dem spannungsreichen dynamischen Aufbau in Klangwellen und den im vollen Bläsersound ausgestrahlten Themen entziehen. Patrick Hahn und das AIMS-Orchester ernteten für ihre mitreißende und stimmige Interpretation den verdienten heftigen und langen Applaus. Robert Gritsch vom Kuratorium des St. Pauler Kultursommers