Zwischen Weltschmerz und Liebe – die Welt im Dorf zu Gast
Die Umstände für die Kultursommer-Veranstaltung am vergangenen Donnerstag im Kultursaal der Gemeinde St. Georgen waren besondere: der frühere Kriegsberichterstatter Friedrich (Fritz) Orter verbringt seinen Ruhestand – nach einem risikoreichen Berufsleben im Ausland – in seiner Heimatgemeinde. Die MusikerInnen Helmut und Maria Stippich stammen aus der unmittelbaren Nachbarschaft und sind in Wien und international erfolgreich. Dazu kam noch der Amoklauf von Graz zwei Tage vorher – ein Ereignis, das an Orters beruflichen Alltag erinnerte. Wie seine Reportagen aus Kriegs- und Krisengebieten für den ORF, die wir alle noch im Ohr haben, waren auch die Ausschnitte aus seinen Erinnerungen daran nicht nur Erzählungen, sondern eindrückliche Zeugnisse von Unmenschlichkeit, Machtstreben, Lügen und der Ohnmacht der Betroffenen, aber auch der davon Berichtenden – Ereignisse, die sich auch viele Jahre später bei Fritz Orter noch in Albträumen melden. Wie er selbst berichtete, befand er sich in diesem Beruf aber auch immer im Zwiespalt zwischen den Tatsachen, dass es einerseits notwendig ist, das Grauen von Kriegen medial öffentlich zu machen, andererseits aber mit der Berichterstattung über Tod und Leid sein Brot zu verdienen.
Erträglich gemacht wurden die Berichte durch die wunderbare musikalische Ergänzung mit dem Ensemble Mischwerk. Helmut Stippich (Akkordeon, Gesang), Maria Stippich (Kontragitarre, Kontrabass, Dudlerin, Gesang), Nikolai Tunkowitsch (Geige) und Reinhard Uhl (Klarinette) haben mit kreativen Bearbeitungen von Kompositionen Franz Schuberts den Grundton dieser Musik von Liebe und Schmerz genial in die Gegenwart übersetzt. Unter die Haut gehend aber wurde auch das „Die irae“ aus Mozarts Requiem interpretiert. Eine Volksliedbearbeitung schaffte schließlich einen versöhnlichen Ausklang.
Bericht: Robert Gritsch